Wenn Ihnen die Worte fehlen – Gedanken zum Tag der Muttersprache

Sie, hallo, ja, Sie! Sind Sie ein Wortakrobat? Sind Sie Autor, Schriftsteller oder arbeiten Sie anderweitig mit Worten? Vielleicht für die Medien? Dann stimmen Sie mir sicher zu:  Unsere deutsche Sprache. ist großartig. Ich liebe sie. Sie ist so vielfältig und nuanciert. Und manchmal tue ich mich echt schwer mit ihr. Es macht mir Freude, mit Worten zu spielen.
Und mir gefällt es, wenn andere Menschen das tun. Deshalb lese ich gern. Schon immer. Und Sie tragen weiterhin dazu bei, dass ich zu Buch und Kunst greife. Und weil die Sprache so wichtig ist mag ich auch die Idee, einen Tag der Muttersprache zu haben. Und siehe da: er ist am 21. Februar.

Das hat mich veranlasst zu diesem Artikel. Wenn Sie also mit Worten zu tun haben kommt es vielleicht vor, dass Ihnen nichts einfällt. Sie sitzen vor dem buchstäblichen weißen Blatt -oder moderner vor dem leeren Bildschirm- und keine Inspiration will Sie heimsuchen. Was dann? Es gibt nach meiner Erfahrung einige Möglichkeiten, dieser Schreibblockade zu begegnen.

  1. Respektieren Sie diese Leere. Sie möchte Ihnen etwas sagen. Vielleicht brauchen Sie einfach eine Pause? Obwohl wir es häufig nicht wahrhaben wollen, kreative Prozesse brauchen Zeit, sie lassen sich nicht so einfach auf Befehl abrufen.
  2. Vielleicht haben gerade andere Dinge in Ihrem Leben Priorität? Wollen Aufmerksamkeit, die Sie ihnen nicht geben möchten. Weil es möglicherweise unangenehme Dinge sind. So nervig, dass Sie sich am liebsten mit Ihrer Kreativität ablenken würden.
  3. Gehen Sie raus. Und schauen Sie ganz interessiert und absichtslos, was sich auf Ihrem Weg ereignet. Trödeln Sie. Lassen Sie sich den Weg von irgendeinem Menschen oder einer Sache vorgeben. Vielleicht sehen Sie einen Mann mit einem Rollator. Und Sie folgen ihm bis Sie den nächsten Menschen mit einem Rollator begegnen. Was auch immer. Finden Sie Muster, Farben, Gerüche… Erkunden Sie ein Viertel in Ihrer Stadt in dem Sie noch nie waren und schauen Sie.
  4. Wenn sie ganz mutig sind, sprechen Sie jemanden an. Verwickeln Sie ihn in ein Gespräch, Sie werden eine Menge erfahren. Jedes Leben ist interessant und hat wunderbare Geschichten zu bieten. Selbst wenn Sie die nicht unmittelbar verwenden können. So ein Spaziergang dient ausschließlich dazu, das Spielerische wieder zu erwecken.
  5. Suchen Sie einen ruhigen Ort auf. Bleiben sie dort, so lange wie nötig. Und hören Sie. Nach einer Weile wird der Verstand zur Ruhe kommen und Ihr Inneres meldet sich. Wenn Sie die Möglichkeit haben bleiben Sie ein paar Tage.
  6. Fragen Sie sich, warum Sie diesen Text schreiben wollen. Was haben Sie davon? Was treibt Sie dazu an? Was genau ist das Thema hinter den Worten?
  7. Woher kennen Sie möglicherweise so eine Schreibhemmung? Verordnen Sie sich selbst Erfolg oder läuft da im Hintergrund ein Selbstsabotageprogramm?
  8. Suchen Sie sich Hilfe von außen. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass mir an meinen tiefsten Punkten Gespräche und inspirierende Fragen -auch und gerade heikle- mit neutralen Menschen am meisten geholfen haben, endlich loszugehen. Ab und an brauchen wir Unterstützung. Und das ist vollkommen in Ordnung so. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich helfen zu lassen.

Lob der Rechtschreibung

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass eine Unsitte Einzug hält. Da werden Verben, Adjektive usw. groß geschrieben. Diese und andere Nachlässigkeiten finde ich ganz unmöglich. Ich mag es, wenn unsere Sprache Regeln hat und sie auch eingehalten werden. Selbst Tageszeitungen scheinen sich nicht mehr unbedingt an korrekte Schreibweisen halten zu wollen. Das ist übrigens ein Grund, warum ich unsere hiesige Tageszeitung nicht mehr lese. Ich erwarte einfach von Journalisten, deren ureigenstes Werkzeug die Sprache ist, dass sie sie gewissenhaft einsetzen. Aber die Unsitte des schlampigen Umgangs mit unserer Muttersprache hält weiter Einzug.

Seltsamer Zeitvertreib

Vom aussterben bedrohte Woerter 1Manchmal kreiere ich auch neue Wortschöpfungen. Und ich amüsiere mich wie Bolle, wenn ich die Vorschläge für das Jugendwort des Jahres lese.
Im Zusammenhang mit der Sprache hab ich noch eine kleine Marotte. Ich sammle vergessene Worte. Anscheinend tun das auch noch Andere. Kürzlich machten wir einen Ausflug nach Wittenberg. Wir sahen uns die Schlosskirche an, den wunderschönen Cranach-Altar und seine anderen Gemälde. In dieser so schön herausgeputzten Stadt kann man die Cranach-Höfe besichtigen. Das sind liebevoll hergerichtete Freiräume, in denen es kleine Kunstgalerien und Cafe´s gibt. In einer dieser Galerien haben wir eine Entdeckung gemacht: Da möchte jemand vom Aussterben bedrohte Wörter retten, stellt hübsche Papierschälchen her und klebt einen Streifen mit so einem Wort hinein. Ich war total von den Socken, dass noch andere Menschen so merkwürdige Hobbys haben. Justament (Da! Selbst das Rechtschreibprogramm kennt das Wort nicht mehr, es ist rot unterstrichen! Ich fasse es nicht!) auf unserer Hinfahrt hatten wir wieder so ein seltenes Wort entdeckt: famos. So ein Zufall. Wir haben dann dem netten Mann in der Galerie das Wort geschenkt. Und ich bin gespannt, ob es demnächst mal zu finden sein wird in so einem kleinen Schälchen.

Geliebte Nuancen

Wissen Sie, was mich auch nervt? Das Wort „geil“ genau so wie „super“ (oder noch besser „supi“ als Steigerungsform) für alles was man gut findet. Scheinbar gibt es gar keine Abstufungen mehr. Dabei bietet doch gerade unsere Sprache so viele Schattierungen. Wie bedauernswert, wenn man etwas entweder „toll“, „super“ oder „geil“ ist. Mehr nicht. Und was ist mit wunderbar, schön, grandios, herrlich, beeindruckend, , köstlich, wunderbar feenhaft, mirakulös, märchenhaft, fantastisch, sagenhaft, traumhaft, unglaublich, großartig , genial, hervorragend, , wundervoll Entzücken auslösend, bezaubernd, charmant, knuffig, lieb, lieblich, nett, putzig, süß, wie ein Wunder , wundersam , überragend außerordentlich, bonfortionös, ein Gedicht, erste Sahne, exquisit, exzellent, fantastisch, vom Feinsten, köstlich, lecker, schmackhaft, erlesen, deliziös, exzellent, raffiniert, vortrefflich, vorzüglich, auserwählt, mundend, delikat ,außergewöhnlich, beispiellos, haarsträubend, hanebüchen, himmelschreiend, skandalös, traumhaft, unbeschreiblich, unerhört, ungeheuer, unglaublich, unvorstellbar, zauberhaft, sagenhaft köstlich erlesen, fein, feinschmeckerisch, lecker, lukullisch, schmackhaft, genießerisch, geschmackvoll, deliziös, gustiös, opulent, üppig, kulinarisch angenehm trefflich, amüsant, lustig, unterhaltsam, , interessant, reizend, komisch, wonnig, köstlich prächtig einmalig, fantastisch, prachtvoll, wunderschön, wie gemalt, fabelhaft, großartig, hervorragend, irre, traumhaft, ausgezeichnet, blendend, glänzend, beispiellos, ,himmlisch abgeschieden, beseligend, elysisch, elysäisch, friedlich, harmonisch, lauschig, paradiesisch, bezaubernd anziehend, betörend, entzückend, reizend, , angenehm, anmutig, attraktiv, aufreizend, einnehmend, gewinnend, hübsch, zauberhaft

Ich will Sprachmagie

Sehen Sie? Das ist nur eine winzige Auswahl an Worten, die wir verwenden können anstatt „supi“. Deshalb meine Bitte an Sie, Meister der Worte, seien Sie nuancenreich wenn Sie etwas schreiben. Ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen gern gute Texte lesen. Obwohl es manchmal in den üblichen Buchhandlungen nicht so aussieht. Ich kann mich noch an den Geruch erinnern, der früher in Buchhandlungen vorherrschte. Und diese eigenartige ehrfürchtige Stimmung, die ich wahrnehmen konnte. Ich habe viel Zeit in Buchhandlungen verbracht. Ich mochte es, die neuen Bücher anzufassen (das waren fast ausschließlich gebundene, heute hat das Taschenbuch die Oberhand, das ist gar kein Vergleich), in ihnen zu blättern und dann eins oder zwei sorgfältig nach Hause zu tragen. Meine Entdeckungen aus dieser Zeit sind unter anderem schön gestaltete Gedichtbände, in denen ich heute noch blättere. Und ich erinnere mich an Kostbarkeiten wie Reclambücher, die ich wie einen Schatz gehütet habe.

Kick-off, Leadpage und Website

In unserer technisierten Welt stören mich die ganzen englischen Begriffe. Als ich mich aufmachte, meine Webseite umzustrukturieren habe ich ein Webinar besucht, also eine Weiterbildungsveranstaltung im Internet. Ganz ehrlich, ich habe von den vielen Begriffen mit denen dort um sich geworfen wurde nur Bahnhof verstanden. Und ich frage mich, kann man für manche Begriffe keine deutschen Worte finden? Ich kam mir vor wie 70. Und das, obwohl ich wahrlich gern mit Internet und Computer umgehe. Warum muss es denn Homepage heißen? Webseite ist doch auch klar und deutlich. Template, Checkliste, Mindset, Freebie, Leadmagnet usw.usw. Mir schwirrte der Kopf und ich musste wegen wirklich jedem Begriff nachfragen was das denn sei. War mir schon peinlich und ich dachte, das schaffe ich nie. Es stellt sich dann heraus, dass alles mehr oder weniger einfach zu machen war. Aber diese Begriffe! Mir leuchtet es nicht ein, warum alles englisch sein muss. Sorry…

 

Bis zum nächsten Werkstattgeplauder

Ihre Elke Möckel

P.S. Ich entschuldige mich aufrichtig für meine Kommafehler. Diese Regeln kapier ich nie…

Diese Kampagne kann ich nur unterstützen.
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