Spooky?

Stellen Sie sich einmal folgende Szene vor: Sie sind bei einer Beerdigung. Vorn ist ein Sarg aufgebahrt. Es sind viele Menschen da. Nacheinander gehen alle am offenen Sarg vorbei, sprechen entweder einige Sätze oder schweigen ergriffen, verbeugen sich und gehen weiter. Merkwürdigerweise kommen Ihnen viele der Anwesenden vertraut vor. Dann spricht jemand über das Leben des Verstorbenen, was er erreicht hat, wem er etwas bedeutet hat, wen er liebte, welche Spuren er hinterließ. Und plötzlich wird Ihnen klar, der Redner spricht von Ihnen, Sie sind auf Ihrer eigenen Beerdigung.

Was du heute kannst verschieben…

Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte? Weil unser Leben nun mal endlich ist. Und weil wir es in der Hand haben, was wir daraus machen. Welche Worte möchten Sie über sich hören am Ende Ihres Lebens? Was möchten Sie selbst über sich sagen? Was möchten Sie noch erreichen? Schieben Sie es nicht auf.

Sehnsuchtsort Bodensee
Sehnsuchtsort Bodensee

Vor einiger Zeit war ich im Schwarzwald. Ich hatte dort beruflich zu tun. Die Landschaft faszinierte mich ungemein und ich hatte das Bedürfnis, einfach noch ein oder zwei Tage dran zu hängen und Zeit am Bodensee zu verbringen. Ich überlegte, ob ich mir die zwei Tage leisten konnte. Es war Sommer, traumhaftes Wetter und alles in mir rief nach dieser kleinen Verschnaufpause für mich. Dennoch entschied ich mich dagegen. Im Herbst wäre die nächste Gelegenheit, dann könnte ich die freie Zeit auch besser planen. Der nächste Termin rückte näher, ich verletzte mich am Sprunggelenk und musste das Seminar absagen. Eine Woche vor dem vorerst letzten Termin in diesem Jahr wurde das Aufstellungswochenende storniert. Möglicherweise ist hier die Zusammenarbeit beendet. Was mir bei der Absage als erstes einfiel war mein Bedauern, mir nicht doch die beiden Tage im Sommer genommen zu haben. Immerhin liegen zwischen meinem Wohnort und dem Bodensee mindestens 600 km. So schnell werde ich da wohl nicht hinkommen. Diese Lektion habe ich gelernt.

Eine besondere Liste

Ein Freund von mir hat eine Löffelliste. Als ich den Ausdruck das erste Mal hörte musste ich heftig lachen. Die Löffelliste enthält das, was er unbedingt noch machen möchte in seinem Leben, bevor er „den Löffel abgibt“. Eine hervorragende Idee! Machen Sie eine. Sie werden sehen, wie Sie das inspiriert und Sie unterstützt, bewusster zu leben. Außerdem erfahren Sie, was Ihnen im Leben wirklich wichtig ist. Nicht zuletzt ist es so, dass wir uns damit motivieren, mehr von dem zu erreichen was wir wirklich wollen. Häufig schwirren uns diese wesentlichen Dinge so im Kopf herum, sie werden aber nicht konkret oder sind zu schwammig. Formulieren Sie sie. Genau.

Deshalb gibt es hier einige Tipps für Ihre persönliche Löffelliste:

1. Suchen Sie sich ein schönes Notizbuch für Ihre Aufzeichnungen.
2. Nehmen Sie sich viel Zeit und sorgen Sie für Ruhe und Ungestörtheit. Stellen Sie das Telefon ab.
3. Stellen Sie sich folgende Fragen:

Welche Träume hatten Sie als Kind, was wollten Sie immer schon tun?

Wenn Sie nur noch ein Jahr zu leben hätten, was wäre Ihnen so wichtig, dass Sie es unbedingt tun wollen?

Was würden Sie am Ende Ihres Lebens wirklich bereuen, was Sie nicht getan hätten?

Was tun Sie im Leben so gern, dass Sie alles um sich herum vergessen?

Was möchten Sie mit wem gern unternehmen?

4. Ihre Liste braucht gar nicht lang zu sein. Sie sollte auch so realistisch wie möglich sein. Träumen ist natürlich erlaubt.
5. Gestatten Sie sich, einen Wunsch davon im nächsten Jahr zu verwirklichen. Seien Sie dabei ganz sachlich und überlegen Sie,   was zur Erfüllung dieses Traumes notwendig ist. Was kostet er beispielsweise? Müssen Sie vielleicht sparen? Dann beginnen Sie jetzt damit, kleine Beträge zurückzulegen. Oder brauchen Sie dafür spezielle Kenntnisse? Dann buchen Sie ein Seminar.
6. Achten Sie darauf, dass die Liste nur Dinge enthält, die Sie selbst in der Hand haben. Seien Sie ganz konkret und vermeiden Sie allgemeine Formulierungen wie „gesund bleiben“ oder „glücklich sein“. Was bedeutet das ganz konkret für Sie?
7. Trick 17: ein oder zwei Träume dürfen auch unerfüllt bleiben. Es ist nicht schlimm, die Liste nicht vollständig abzuhaken.

Am 20. November ist Totensonntag. Eine gute Gelegenheit, nicht nur unserer verstorbenen Angehörigen und Freunde zu gedenken. Wir können einen Moment innehalten und uns der eigenen Endlichkeit bewusst werden.

Bin ich zu weit gegangen? Bin ich Ihnen zu nahe getreten? Schreiben Sie mir Ihre Gedanken zu diesem Thema.

Bis zum nächsten Werkstattgeplauder

Ihre Elke Möckel