Schöner scheitern

Sie gehören zum Leben wie das Salz in der Suppe –Rückschläge. Im Nachhinein erfahren wir sie oft als wertvolle Impulsgeber unseres Weges. Im Moment des Erlebens jedoch sind sie alles andere als angenehm. Und wenn sie über längere Zeit andauern können sie sich zu einer wahren Krise ausweiten. Das kann ziemlich zermürbend sein. Wir fühlen uns dann ohnmächtig den Umständen ausgeliefert, nichts will so klappen wie wir uns das wünschen und all unsere Bemühungen laufen ins Leere. Das ist sehr frustrierend. Da hat man sich beispielsweise um einige Auftragswerke beworben, aber es kommt eine Absage nach der anderen. Oder eine Gruppe hat ein Theaterstück inszeniert, die Zuschauer bleiben aber trotz aller Bemühungen aus. Jemand hat mit viel Herzblut ein Buch geschrieben, doch kein Verlag will es herausbringen. Ein anderer hat eine tolle Idee für ein Projekt, kann aber einfach keine Verbündeten finden. Ganz schön lähmend, nicht?

scheitern echtWas nun?

Bevor wir daran denken können, diese Blockade zu überwinden sollten wir sie von verschiedenen Seiten betrachten. Als erstes heißt es: innehalten. So ein Rückschritt möchte uns etwas mitteilen. Schauen wir ihn also genau an, wertfrei und mit dem Wunsch, etwas positives darin zu erkennen. Rückschläge gehen mit dem Gefühl der Angst einher. Entweder der Angst zu versagen, den Ansprüchen nicht zu genügen oder der Angst, Erfolg zu haben. Kurios? Ja, aber wahr.
Die Phase der Rückschläge zu beenden verlangt zunächst von uns, geheilt werden zu wollen. Es ist erwiesen, dass es immer einen Krankheitsgewinn für uns gibt. So ist es auch bei Blockaden. Entschließen wir uns, auf diesen Nutzen, vielleicht in Form von mehr Zuwendung oder Rücksicht auf unsere Befindlichkeiten, zu verzichten kann das im ersten Moment bedrohlich wirken. Produktive Künstler und Kreative, die mit Spaß und Freude Erfolg mit ihren Werken haben werden bei weitem nicht so mit Aufmerksamkeit bedacht wie jemand, der über seine Rückschrittphase berichtet. Und auch von mitfühlenden Freunden und Familienmitgliedern danach gefragt wird. Ich hatte einmal eine Klientin, die mir bei jeder Sitzung von dem Chaos in ihrem Leben berichtete. Sie hatte mehrere schwere Erkrankungen, in der Beziehung lief es nicht gut und ihre Arbeit war alles andere als erfolgreich. Baustellen wohin man sah. Und jedes Mal wieder stellte ich fest, dass sie nichts änderte. Bis ich sie dann fragte, was sie denn davon habe, wenn alles so bleibt. Naja, und nach kurzem Zögern brachte sie einen Nutzen nach dem anderen heraus. Eine lange Liste von Vorteilen entstand, auf die sie verzichten müsste, wenn sie die Hemmnisse in ihrem Leben beseitigen würde. Das hat ihr die Augen geöffnet.
Häufig lassen wir uns bei der Überwindung unserer Blockaden gern ablenken von den Verheißungen im Alltag oder starren auf alles, was schief gehen kann. Nur damit wir nicht gehen müssen. Die Opferrolle kann ein angenehmer Zustand sein.
In jedem Lebenslauf gibt es Rückschritte, sie sind normal und lassen uns wachsen. Wenn wir uns berühmte Menschen und ihre Karrieren anschauen werden wir feststellen, dass sie alle mit Rückschlägen, Blockaden und Krisen umgehen mussten. Niemand beleibt davor verschont.

Seien Sie ehrlich

Also, geben Sie Ihre Angst zu, holen Sie sich Hilfe. Unser Selbst möchte am liebsten alles allein stemmen, heroisch als Einzelkämpfer den Drachen töten und nur ja keine Hilfe annehmen. Springen Sie über Ihren Schatten und bitten Sie um Unterstützung. Meine Erfahrung sagt, dass wir artikulieren müssen was uns in unserer Blockade hält, welcher Zorn sich dahinter verbirgt oder welche Angst. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich wieder zu „funktionieren“! Wenn Sie sich einige Fragen stellen können Sie manchmal recht einfach hinter Ihre individuellen Selbstsabotageakte kommen.
Bedenken Sie, unser innerer Künstler ist wie ein kleines Kind, es braucht Zuspruch und Mitgefühl. Daher müssen wir ihm zunächst zuhören. Was will es uns sagen? Manchmal führt es sich auch so auf wie ein Kind, wirft sich vor Wut auf den Boden, weil es seinen Willen nicht bekommt, gerade wenn Sie an der Kasse im Supermarkt stehen, es schreit, heult oder beschimpft Sie. Es hat unrealistische Ängste, vor Monstern unter dem Bett, schrecklichen Ungeheuern oder dem Weihnachtsmann. Sie müssen die Tür des Kinderzimmers einen Spalt offen lassen, weil es sich in der Dunkelheit fürchtet. Sie als Mutter oder Vater sind dafür zuständig, als Fels in der Brandung Vertrauen und Sicherheit zu vermitteln. Sie sind der Garant dafür, dass Ihr inneres Künstlerkind zum spielen rauskommen kann.

  • Welche Vorbehalte haben Sie Ihrem Projekt gegenüber? Seien Sie absolut ehrlich und lassen Sie auch alle noch so kindlichen Gefühle zu.
  • Gestatten Sie sich, alle noch so lächerlich erscheinenden Befürchtungen zu Papier zu bringen. Auch wenn Sie meinen, diese Befürchtungen seien kindisch, lassen Sie sie zu. Sie haben eine mächtige Wirkung. Bis Sie sie entlarvt haben.
  • Raus mit der Wahrheit: welche Vorteile haben Sie von Ihrem Rückschlag? Zählen Sie alle auf.

Lassen Sie sich genügend Zeit für diese Innenschau. Mindestens 30 Minuten. Schreiben Sie auf, was Ihnen dazu einfällt.

Mit welchen Rückschritten hatten Sie schon zu kämpfen? Und wie haben Sie sie überwunden?

Mit dem Thema Rückschritte, Gegenwind usw. ging ich schon lange schwanger. Nun kam mir die Blogparade gerade recht.

HERZliche Grüße aus meiner Werkstatt

Ihre Elke Möckel