Seniorenteller und Kaffeefahrt – wars das?

Mit 50 war man bis vor gar nicht allzu langer Zeit raus aus allem. Keine Jobs mehr- zu alt. Raus aus der werberelevanten Zielgruppe, die ging von 19 bis 49 Jahren. Hinein in „50 plus“, das Abschiebegleis mit Unsichtbarkeit, Gesprächen über alte Zeiten und Vorsorgeuntersuchungen.
Wenn ich mich an meine Großeltern erinnere, dann waren sie eigentlich immer alt. Auch das Äußere war alt, die Frisuren, die Kleidung – alles deutete auf Senioren hin. Dabei waren sie gerade mal Mitte Vierzig als ich geboren wurde.

Ab durch die (Lebens)Mitte!

Heute ist das glücklicherweise anders. Meine persönliche Statistik zeigt, dass es viele Menschen gibt, die mit +/-50 beruflich noch einmal völlig neu starten. Ihre Lebenserfahrung, ihr berufliches Wissen und Können sind sehr geschätzt.
Vor kurzem besuchte ich ein Seminar zum Thema „Positionierung“. Die Teilnehmer waren zu 90% jenseits ihres 50. Lebensjahres. Allesamt erfolgreich in ihren jeweiligen Berufen, aber nun, in der Lebensmitte, bereit, sich an neue berufliche Herausforderungen zu wagen.
Die Erfahrungen meines eigenen Lebens und die meiner Klienten zeigen, dass es zwei unterschiedliche Auslöser dafür gibt. Bei einigen kommt der Impuls von außen, sei es durch Umstrukturierungen in der Firma oder schlicht Kündigung. Bei anderen stellt sich eine zunehmende Unzufriedenheit ein. Sie stellen sich Fragen wie:

  • War das jetzt beruflich schon alles?
  • Was kann in meinem Job noch kommen?
  • Will ich meine Arbeit wirklich noch machen?
  • Füllt mich das noch aus?

Auf dem Weg.blogSolche Sinnfragen sind typisch für die Lebensmitte. Sie gehen meistens einher mit Unsicherheit. Darf ich mich überhaupt verändern? Wie mache ich das? Schaffe ich es? Dabei werden die Gedanken an Veränderung oft immer drängender. Vielleicht kennen Sie solche Krisen aus Ihrem eigenen Leben. Sie lassen sich irgendwann nicht mehr verdrängen. Das ist auch vollkommen richtig. Denn, ja! Sie schaffen es, Sie können es. Weil Sie in Ihrem Leben schon so viel geleistet haben, in vielerlei Weise. Sie haben sich Fähigkeiten, Kompetenzen und Wissen angeeignet. Sie können mit Ihrer Persönlichkeit punkten und in Ihrem Fach macht Ihnen keiner so leicht etwas vor. Sie begeistern sich leidenschaftlich für eine Sache, haben eine Vision und möchten endlich das tun was Sie seit vielen Jahren fasziniert. Möchten Sie Ihr Hobby zum Beruf machen? Dann suchen Sie nach Möglichkeiten wie Sie Ihre Passion erfolgreich leben können. Seniorität ist ein entscheidender Vorteil wenn es um Glaubwürdigkeit und Authentizität geht. Sie müssen nicht mit 20- oder 30jährigen konkurrieren. Sie sind Ihre eigene Marke mit Ihren ganz eigenen, einzigartigen Begabungen, Talenten und Erfahrungen. Und es gibt Menschen, die genau diese brauchen.

„Das schaffst Du doch nie!“

Und da lauern sie schon, die Bedenkenträger und Verhinderer. Sie werden wahrscheinlich bemerken, dass es einigen in Ihrem Umfeld gar nicht behagt, wenn Sie sich verändern. Da müssen Sie sehr wachsam sein. Denn wenn Sie beruflich mit Ihrem Herzensprojekt durchstarten fungieren Sie gewissermaßen als Vorbild für Ihre Mitmenschen. Sie zeigen Ihnen, dass Veränderung möglich und machbar ist. Das mögen sie gar nicht, denn dann könnten sie es auch schaffen, müssten dafür aber raus aus ihrer Kuschelecke. Da haben sie sich jedoch schon für den Rest ihres Lebens eingerichtet. Und Sie sind dann unter Umständen ein Störfaktor. Lassen Sie sich davon auf keinen Fall entmutigen. Suchen Sie sich Unterstützer und Menschen, die sie ermuntern und inspirieren.

So geht’s

Berufliche Veränderung ist wie jeder andere Umbruch kein Spaziergang. Und wird auch nicht über Nacht erfolgreich sein. Nehmen Sie sich genügend Zeit um herauszufinden, was Sie ändern wollen und vor allem warum. Ich empfehle Ihnen eine Auszeit, möglichst allein und mindestens eine Woche. Ohne Ablenkungen wie Internet, Fernsehen, ständige Gespräche usw. Um Klarheit zu bekommen brauchen Sie Stille. Gehen Sie in die Natur, schweigen Sie. Hören Sie auf Ihre innere Stimme, die Sie leiten wird wenn Sie nur Geduld haben. Vertrauen Sie darauf, dass aus Ihrem Inneren die Antworten kommen die Sie brauchen. Ihr Warum ist die Motivation, in Gang zu kommen, die Suche zu starten und Möglichkeiten zu finden, wie Ihnen Ihr berufliche Neustart gelingen kann. Natürlich gehört eine große Portion Mut dazu, denn eine Sicherheit haben Sie nicht. Wenn Sie die passende Person an Ihrer Seite haben, die Ihnen zur rechten Zeit die richtigen Fragen stellt, umso besser. Noch mal von vorn anzufangen ist aber auch eine Fähigkeit, die Sie anderen voraus haben.

Dranbleiben ist alles

Das ist die größte Hürde die Sie nehmen müssen. Und genau dafür brauchen Sie Unterstützer. Menschen, die Ihnen beistehen wenn es mal dunkel ist und die an Sie und Ihr Projekt glauben, selbst wenn Sie gerade verzweifeln. Wenn Sie solche Sparringspartner nicht in Ihrem Umfeld finden – das ist sogar der Normalfall – suchen Sie sich professionelle Hilfe. Meist kann man von Familie und Freunden auch nicht erwarten, immer wieder an Ihrem Vorhaben zu arbeiten. Oft fehlt es auch einfach an entscheidendem Fachwissen. Ein guter Coach oder Mentor kostet zwar Geld, bietet Ihnen aber wertvolle Begleitung im Prozess der Umsetzung Ihrer Ideen. Letztlich sparen Sie damit kostbare Zeit und finanzielle Mittel, denn Sie können strategisch klar vorgehen und mögliche Umwege vermeiden.

Also, gehen Sie Ihren eigenen Weg! Lassen Sie Ihre Vision Wirklichkeit werden. Sie haben etwas zu geben was andere brauchen. Nur Mut!

Wie sind Ihre Erfahrungen mit beruflichen Neustarts? Was hat Ihnen dabei am meisten geholfen? Wer oder was war Ihr Goldstück dabei?

Bis zum nächsten Werkstattgeplauder

Ihre Elke Möckel