Triebfeder Wut

Als ich begann, mich auf den spirituellen Weg zu machen begegneten mir viele Lehren, Ansichten und Bücher zum Thema positives Denken. Da konnte ich lernen, dass Ärger, Hass, Neid, Eifersucht und so weiter alles negative Gefühle sind und ich sie ganz leicht in positive Gefühle umwandeln kann. Und dann wäre ich ein besserer Mensch. Ich habe mich nach Kräften bemüht, gerade weil ich eine unbändige Wut in mir spürte, mich in den Griff zu kriegen. Aber insgeheim musste ich mir eingestehen, dass die finsteren Gesellen immer noch da waren, ja, das ganze positive Denken war so anstrengend, dass ich dann schon wieder sauer war, weil es einfach nicht funktionieren wollte. Ein Teufelskreis!

Wut ist gut

Welche Erleichterung, als ich dann erkannte, dass meine Wut nützlich ist. Wenn ich sie als Hinweis annehme, wohin es mich eigentlich zieht respektiere ich sie als das was sie ist, als zwar etwas biestigen aber dennoch guten Freund, der mir zeigt, dass es an mir ist zu handeln. Also, nochmal zum mitschreiben: Wut ist gut! Ich kann sie für oder gegen mich einsetzen. Wenn wir wütend sind möchten wir am liebsten schreien, trampeln, irgendetwas zerstören, dem Blödmann da eine reinhauen oder die Meinung geigen. Was machen wir stattdessen? Wir fressen unseren Ärger in uns hinein, schlucken ihn hinunter, versuchen ihn mit Pillen zu unterdrücken, verleugnen und ignorieren ihn, machen uns selbst die schlimmsten Vorwürfe und belügen andere und am meisten uns selbst. Manche tun das tatsächlich mit essen, sie legen sich ein dickes Fell zu, nur um nicht mit ihrer Wut konfrontiert zu werden. Wir lassen es uns auf alle erdenklichen Arten schlecht gehen.
Halt! Hinter Wut verbirgt sich immer ein tiefer Schmerz. Und der möchte gehört werden. Unser Ärger zeigt uns unsere Grenzen, zeigt uns, wohin eigentlich unser Weg gehen soll. Er möchte geachtet werden, deshalb ist er auch so laut. Wir sollen endlich aufhören, uns etwas vorzumachen. Ärger zeigt uns, dass wir etwas tun müssen. Natürlich nicht, indem wir andere verprügeln.

Der Kampf spreepark 167.blog

Machen Sie sich bewusst, dass es einen Unterschied macht, ob wir mit einem Problem kämpfen oder ob wir dem Ärger, den es verursacht, aktiv begegnen. Haben wir es mit einem Verhalten unseres Partners zu tun über das wir uns immer wieder ärgern und damit umgehen, indem wir ihm immer wieder begreiflich zu machen versuchen, dass er doch so oder so handeln soll, dann kämpfen wir mit dem Problem. Das wird ziemlich aussichtslos sein, denn wir können niemand anderen verändern. Wenn sich jedoch unsere Wut so gesteigert hat, dass sie unerträglich wird führt diese Frustration dazu, dass wir uns Hilfe suchen. Wir richten unsere Aktivität nicht mehr auf den Anderen sondern besuchen vielleicht ein Seminar, machen einen Termin bei einem Therapeuten oder suchen Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe, einem Sachbuch zu diesem Thema und lernen so, wie wir uns der Abhängigkeit von unserem Partner stellen können. Wir finden unseren eigenen Weg und müssen nicht mehr mit dem Problem kämpfen. Wir sorgen für unser eigenes Wohlergehen und merken, wie sich die Situation langsam bessert.

Die geheime Botschaft

Wenn wir über unsere Wut nachdenken kommen wir meist darauf, welche wichtige Mitteilung sie uns eigentlich machen will. Kennen Sie das? Sie sind wütend, und zu allem Ärger ärgern Sie sich noch darüber, dass Sie sich ärgern. Ihre Wut zeigt Ihnen ganz klar ein Stoppschild. Bis hierhin und nicht weiter! Sie verlangt, dass wir uns aus unseren alten Verhaltensweisen herausbewegen, dass wir etwas tun. Unser Leben ist an dieser Stelle zu eng geworden. Nochmal: Wut ist wunderbar, wenn wir sie als das nutzen was sie ist, ein hervorragendes Werkzeug um uns in Bewegung zu setzen.
Beispiel gefällig? Sie ärgern sich, weil schon wieder ein anderer die Stelle bekommen hat um die Sie sich beworben haben, obwohl Sie genau wissen, dass Sie besser dafür geeignet wären? Überprüfen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen, Sie sagen offensichtlich nicht genau was Sie zu bieten haben – will Ihnen Ihr Zorn sagen.

Worüber können Sie sich so richtig aufregen? Was macht Sie wütend? Und wie gehen Sie damit um? Ich freue mich, von Ihren Erfahrungen zu lesen.

Bis zum nächsten Werkstattgeplauder

Ihre Elke Möckel