So ein Stress mit dem Glück

Ist ja so ne Sache mit dem Glück. Jeder stellt sich was anderes darunter vor. Ich habe meine eigene „Statistik“ an Antworten auf die Frage, „Was ist für Sie Glück?“ Bühnenkünstler beispielsweise schwelgen oft im Glück, wenn sie auf der Bühne sein können und das Publikum applaudiert. Kreative lieben den Prozess. Gar nicht so wenige haben mir erzählt, dass für sie der Weg der Entstehung ihrer Kreation sie glücklicher macht als das fertige Werk. Das treibt sie an. Wenn die Schöpfungsporen verstopft sind und sie eine Weile mit einer ordentlichen Schaffenskrise zu tun haben rate ich meinen Klienten, den Kreativen und Künstlern, „Staunen Sie! Halten Sie inne und schauen Sie der Welt beim sein zu. Machen Sie -NICHTS.“
Sie glauben gar nicht, was das bewirken kann. Vor kurzem machte ich eine Autofahrt. Ich hatte mich ziemlich geärgert über eine herbe Unverschämtheit. Das hat mich die ganze Zeit beschäftigt. Plötzlich sah ich aus dem Seitenfenster und erblickte ein wunderbares Naturschauspiel. Der winterliche Morgennebel lag dicht und grau über einem weiten Feld. Und darüber begann die Sonne aufzugehen, so golden und strahlend, dass ich mich einfach nicht sattsehen konnte an diesem Panorama. Von einer Sekunde zur anderen war mein Frust verflogen und ich war glücklich. Dieser Moment hat sich mir eingeprägt, ich zehre immer noch davon. Ich sammle solche Augenblicke.

Das ist doch mal eine Idee!
Das ist doch mal eine Idee!

Vom Pech verfolgt?

Glück geht ja nicht ohne sein Gegenteil – das Unglück. Was ist also Unglück? Etwas, das uns geschieht ohne unser Zutun? Ich glaube nicht. Das vermeintliche Unglück ist das Resultat unserer vergangenen Handlungen. Manchmal liegen sie schon sehr weit zurück. Und letztlich ist es doch so, aus allem Unglück lässt sich etwas Wertvolles lernen. Da werden jetzt viele nicken und sagen, jaja, das hab ich schon oft gelesen und gehört. Ich denke, wir sollten aber auch von unserem Glück lernen. Da es so beschwingt daherkommt nehmen wir es nur zu gern als gegeben hin und kosten den Moment gar nicht richtig aus.

„Je mehr man dem Glück nachjagt, desto mehr verjagt man es.“, sagt eine alte Weisheit.

Da ist was Wahres dran. Das verbissene Streben nach Glück lässt uns oft unglücklich werden. Oder bleiben. Wenn Sie sich dauernd fragen, wann Sie endlich mal an der Reihe sind mit dem Glück sind Sie wahrscheinlich blind für das Glück, das in jedem einzelnen Moment zu finden ist. Schauen Sie mal hin. Es ist ein Glück, dass Sie überhaupt geboren sind. Immerhin, aus Millionen von Spermien hat es gerade Sie getroffen. Ja, Sie! Sie haben den Hauptgewinn gezogen. Sie dürfen hier auf der Erde Ihr Leben gestalten. Und weil Sie das GLÜCK haben, in einem Land zu leben in dem Frieden herrscht, Wohlstand und –bei allem was noch besser gemacht werden muss- Chancen für alle haben Sie sogar die Möglichkeit, sich öfter mal neu zu orientieren. Und weiter geht’s: Sind Sie gesund? Haben Sie ein Dach über dem Kopf? Haben Sie Zugang zu Bildung und Wissen? Dürfen Sie Ihre Meinung frei sagen? Also, mir fallen etliche Gründe ein, glücklich zu sein. Es ist eine Frage der Definition. Auf meinem Lebensweg sind mir immer wieder die einfachen Dinge begegnet, die mich und andere glücklich machen. Glück zu empfinden hat eben auch mit Sinn zu tun.
Welchen Sinn gebe ich meinem Tun, meinem Leben? Welches sind Ihre Glücksmomente? Was bedeutet für Sie Glück?

Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

Bis zum nächsten Werkstattgeplauder

Ihre Elke Möckel