Der innere Kritiker

Wir laufen ja mit den unterschiedlichsten Prägungen durch die Welt. Sie manifestieren sich in unseren Glaubenssätzen. Besonders hartnäckig sind die negativen Glaubenssätze, sie sind häufig unbewusst und darum umso gefährlicher. Können sie doch unsere Kreativität in erheblichem Maße blockieren. Weil wir am alten festhalten, denn auch wenn es uns hemmt, es gibt uns ein Gefühl der Sicherheit. Aber was ist, wenn ich mich mit meiner Kunst, meiner Kreativität tatsächlich nach draußen wage? Und da sind sie schon, unsere inneren Kritiker:

  • ich bin einfach nicht gut genug
  • niemand wird meine Kunst ernst nehmen
  • meine Familie wird es nicht gut heißen
  • ich werde kein Geld damit verdienen
  • mein Partner /meine Partnerin wird mich verlassen
  • ich werde arm sterben
  • ich werde erfolglos bleiben
  • vielleicht verfalle ich dem Alkohol oder nehme Drogen
  • ich kann vor den Kollegen nicht bestehen, alle machen sich lustig über mich und ich stehe wie der letzte Depp da

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Schamgefühl als Verhinderungsmechanismus

Ein weiterer guter Freund unseres inneren Kritikers ist die Scham. Wenn wir etwas Schöpferisches erschaffen geben wir möglicherweise unsere tiefsten Gefühle preis. Vielleicht fühlt es sich an wie nackt sein oder als würden wir das geheime Versteck unserer Unsicherheiten, Fehler und dunklen Seiten verraten. Besonders dann wenn wir als Kind für unsere Neugier an Erwachsenensachen gedemütigt wurden haben wir als erwachsene Kreative oder Künstler mit den alten Scham-Gefühlen zu kämpfen. Aus „Was werden die Nachbarn sagen?“ wird jetzt „Was wird das Publikum/ mein Verleger/mein Agent/der Kritiker … sagen?“
Es kommt nicht selten vor, dass Künstler sich in eine Arbeit stürzen, darin aufgehen und viel Zeit investieren. Doch zum Schluss lassen sie sie unvollendet liegen, reden sich ein, sie sei nicht gut genug oder finden jemanden, dessen Kritik sie nicht standhält. All das sind unbewusste Hinweise, dem alten Schmerz der Bloßstellung und der Scham entgehen zu wollen. Hier ist wichtig zu erkennen, dass es sich um einen alten Schmerz handelt. Wir reagieren, als sei es ein neuer, es handelt sich jedoch um unbewältigte Verletzungen aus unseren Kindertagen.
Wir wollen endlich respektiert werden, auch mit unserer Kreativität, aber wie groß unsere Leistung auch ist, sie ist entweder nicht groß / schön /perfekt /künstlerisch genug um von unserer Familie oder von den Menschen die im weitesten Sinne unsere jetzige Familie darstellen, anerkannt zu werden. Oder wir werden auf das aufmerksam gemacht was noch nicht stimmt.

Fühlen Sie sich angesprochen? Kennen Sie solche oder ähnliche Gefühle aus eigenem Erleben?

So bekommen Sie den inneren Kritiker in den Griff

Hier kommen ein paar Tipps, wie Sie solch einem Verhinderungsmechanismus entgegentreten können:

  • Nehmen Sie diese Gefühle ernst und setzen sie sich damit auseinander. Sie sind da und wollen beachtet werden. Aber Vorsicht, tadeln Sie sich nicht dafür. Ihr verletztes Ego ist wie ein kleiner Dreikäsehoch, der gar nicht versteht was er falsch gemacht haben soll und getröstet werden möchte.
  • Sagen sie „ja“ zu Ihren Emotionen, voll und ganz. Versuchen Sie, etwas Abstand dazu zu gewinnen und hören Sie Ihrem inneren Kind aufmerksam zu.
  • Was will es? Was braucht es? Vielleicht gibt es Ihnen auch einen Hinweis woher die Verletzung stammt. Schreiben Sie Ihre Erkenntnisse auf.
  • Verbünden Sie sich mit dem kleinen Künstler in Ihnen. Geben Sie ihm das Versprechen, ab jetzt gut für ihn zu sorgen. Und sagen Sie auch wie Sie das machen wollen.
  • Überprüfen Sie Ihre negativen Glaubenssätze. Schreiben Sie sie auf und stellen Sie ihnen positive Glaubenssätze gegenüber. Mit diesen positiven Affirmationen arbeiten Sie.

Und so siehts mein Lieblingsdichter

Wilhelm Busch (1832-1908)
Die Selbstkritik…

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab ich erstens den Gewinn,
Dass ich so hübsch bescheiden bin;

Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
vorweg den andren Kritiküssen;

Zum vierten hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es dann zuletzt heraus,
Dass ich ein ganz famoses Haus.

Mit welchem inneren Kritiker haben Sie zu tun?

Fragt erwartungsvoll

Ihre Elke Möckel