Warum ich mir so viel Zeit nehme wie Sie brauchen
Keine Ahnung wie es anderen geht, bei mir dauern die meisten Dinge länger. Ich habe den Eindruck, ich brauche für alles mehr Zeit. Ich habe ja selbst schon einige Coachings und Behandlungen gebucht und kann mich an so manche Sitzung erinnern, die nach 50 Minuten beendet wurde mit dem Satz: „Wir haben jetzt noch 5 /10/15 Minuten, was möchten Sie in dieser Zeit erreichen?“ Das war für mich jedes Mal der Horror! Da war mein Inneres nun gerade eben dabei, eine Antwort zu finden oder eine Einsicht zu entwickeln und dann das. Ich hatte mir extra Zeit genommen, um einem Problem zu Leibe zu rücken, war bereit an mir zu arbeiten. Vorbei war es mit der Fokussierung auf mein Thema.
„Wir müssen in einer Stunde zu einem Ergebnis kommen.“ So ein Satz macht mir sofort Stress, vor allem bei Anliegen, die das Innere betreffen. Man muss sich das vorstellen, da geht man mit einem Problem seit Jahren oder Jahrzehnten schwanger, sucht endlich einen Fachmann auf und hofft dort erst einmal auf Verständnis. Schließlich ist es nicht so einfach, seine Themen einem Fremden zu erzählen, vielleicht ist es peinlich, jedenfalls aber häufig unangenehm. Sonst hätte man es schon lange selbst bewältigt oder mit einer guten Freundin bequatscht. Da braucht es Vertrauen ins Gegenüber. Vertrauen aber braucht – na was? Zeit.
Bei meiner Arbeit bestätigt sich immer wieder: jeder Mensch geht in seinem eigenen Tempo. Manchmal bin ich selbst verblüfft, wie rasant sich Veränderungen bei meinen Klienten vollziehen. Andere brauchen da etwas länger. Gar nicht so selten kommt es vor, dass innere Prozesse zunächst gar nicht oder nur zögerlich voran zu kommen scheinen, dafür aber später geradezu Entwicklungssprünge machen. Diese Erfahrung bezieht sich auf eine Sitzung genau so wie auf die gesamte Zeit der Zusammenarbeit.
Als in den wenigsten Fällen produktiv hat sich herausgestellt, eine Beratung auf eine Stunde zu begrenzen. Das mache ich nur, wenn der Klient es ausdrücklich wünscht. Ansonsten biete ich Einzelsessions an, die bis zu drei Stunden dauern können. Das ist eine intensive Zeit, in der man eine Menge erreichen kann. Manche nehmen sich auch einen ganzen Tag Zeit, dann natürlich mit Pausen. Nun sind meine Klienten hauptsächlich Kreative und Künstler. Oft geht es bei ihnen darum, die künstlerische Ausdrucksfreude oder die Kreativität wieder zu beleben. Und Schöpferkraft lässt sich von Natur aus nicht in eine (Zeit)Schablone pressen.
Zeit, die man sich für sich selbst nimmt ist ganz besonders kostbar. Und so sollte sie auch behandelt werden. Von beiden Seiten, dem Klienten und dem Berater. Für mich ist das eine ethische Frage, mein Können, mein Wissen und meine Achtsamkeit dem Ratsuchenden so zur Verfügung zu stellen, dass er das optimale Ergebnis für sich erzielt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöpferische Zeit.
Ihre Elke Möckel